Wie die Heiligen Gertrud von Helfta und Faustyna Kowalska das Herz Jesu Weihnachten begegneten
Viele Menschen assoziieren die Herz-Jesu-Verehrung nicht unbedingt mit Advent oder mit dem Weihnachtsfest. Die Advents- und Weihnachtszeit wird in der Wahrnehmung der meisten Menschen mit der Heiligen Familie und der Geburt Christi im Zusammenhang gebracht. Das ist sicher richtig, doch es ist schade, daß für viele das Herz Jesu keine große Rolle zu spielen scheint. Und dabei ist das Objekt der Herz-Jesu-Verehrung gerade die Menschwerdung Gottes, die hypostatische Vereinigung Gottes mit der menschlichen Natur, die Menschwerdung des Verbs. Gott hat nicht die Gestalt eines mächtigen Fürsten angenommen, um auf die Welt zu kommen, sondern die eines schwachen und hilfsbedürftigen Kindes. Das Menschliche wird bei Christus bei Seiner Geburt besonders sichtbar und so können wir, als Herz Jesu Verehrer, auch in der Adventszeit und zu Weihnachten neue Einsichten in diese Devotion gewinnen und uns noch mehr ins Geheimnis des Herzens Jesu vertiefen.
Hilfe und Inspiration erhalten wir dabei von der Heiligen Gertrud von Helfta, die Große. In ihrem „Gesandten der Göttlichen Liebe“ wird berichtet, wie die Heilige das Herz Jesu mystisch in der Nacht vor der Vigil der Geburt sah: „[Sie sah] den Herrn Jesu im Schoße Gottes des Vaters in süßester, seliger Ruhe. Zu ihm kehrten die Wünsche derjenigen, welche das bevorstehende Fest aller drei Personen der Gottheit mit Andacht zu feiern begehrten, nach Art des Hauches hin. Der Herr Jesus aber sandte aus seinem göttlichen Herzen auf alle jene Hauche einen wunderbaren Glanz, durch den ihnen der Weg zu ihm bereitet wurde.“
Hier sind natürlich nicht nur die damals lebenden Herz-Jesu-Verehrer gemeint, sondern alle, die im Laufe der Geschichte zu Herz-Jesu-Verehrern werden würden. Schon vor der Geburt goß das Herz Jesu seine Gnaden aus, um diese Menschen zu sich zu führen, ihnen den Weg zu weisen, damit sie zum Licht und zum Leben gelangen.
Wenn wir uns auf Weihnachten während der Adventszeit vorbereiten, können wir uns auch vergegenwärtigen, wie das Herz Jesu im Schoß Mariens weilt, ganz in der Nähe ihres Unbefleckten Herzens. Diese beiden Herzen sind innig vereint, doch diese Vereinigung ist niemals für uns Menschen so greifbar, als in der Zeit vor Weihnachten.
Während des Festes der Geburt Christi hatte die heilige Gertrud eine Vision, die ihr die Einsicht gab, wie man Zugang zum Herzen Jesu gewinnt: „Hierauf trat sie zum Könige der Glorie und brachte ihm, wie sie gebeten worden war, die vor dem Feste verrichteten Gebetchen und den guten Willen einiger Personen dar, die gern Ähnliches vollbracht hätten, wenn sie nicht durch wichtige Ursachen wären gehindert worden. Sie erkannte, daß jene Gebete, welche andächtig waren verrichtet worden, auf der erwähnten Tafel in Gestalt kostbarer Perlen angebracht wurden; der gute Wille derjenigen aber, die gern Ähnliches getan hätten, wenn nichts Nützliches sie verhindert hätte, und die überdies ihre Nachlässigkeit betrauerten und sich deshalb und sich selbst verdemütigten, schien jenem prachtvollsten Halsgeschmeide eingefügt zu werden, womit die Brust des Herrn geschmückt erschien; und infolgedessen gewannen sie die Frucht des Zutrittes zum göttlichen Herzen in der Art, wie wenn jemand durch den Schlüssel eine Kiste öffnen und manches, was ihn ergötzt, daraus nehmen kann“.
Diese Schilderung ist für uns wichtig, denn wir leben in einer Zeit, in der die Adventszeit kaum noch als eine Vorbereitungszeit für die Geburt Christi angesehen wird. Advent ist eigentlich eine Zeit der Buße, des Ablegens schlechter Gewohnheiten, der Umkehr hin zu einem heiligeren Leben. Doch wie wir alle wissen, ist Advent heute für viele eine Zeit des Konsums geworden, also des Gegenteils, was sie eigentlich sein sollte. Und wieviel verlieren wir dadurch. Wir verlieren dadurch den Schlüssel, um in das Herz Jesu zu gelangen. Das Gebet, die Buße, die vielen kleinen Opfer bilden ein kostbares Geschenk für das Jesuskind, das bald auf die Welt kommen wird und uns in Sein Herz einladen will. Doch dafür müssen wir uns vorbereiten. Es ist Brauch, daß man andere zu Weihnachten mit Geschenken beglückt. Unser Geschenk an das Herz Jesu sind das Gebet und das Opfer. Der Geschenk Jesu zu Weihnachten an uns ist Sein eigenes göttliches Herz. Sollten wir uns in Anbetracht dieses Geschenkes nicht gut vorbereiten?
Wie sollten wir das Weihnachtsfest erleben? Es gibt viele Formen und die innere Haltung kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Die hl. Faustyna erlebte das Weihnachtsfest im Jahr 1937 in dieser Form: „Als ich zur Christmette kam, versank ich bereits am Anfang der heiligen Messe in tiefe Andacht. Ich sah die Krippe in Bethlehem voller Licht. Die Heiligste Jungfrau wickelte Jesus in Windeln. Sie war in Liebe versenkt. Der heilige Josef schlief noch; erst als die Muttergottes das Jesuskind in die Krippe legte, wurde Josef vom Licht Gottes geweckt. Auch er betete. Nach einer Weile blieb ich mit dem kleinen Jesus allein. Er streckte Seine Ärmchen zu mir aus und ich begriff, daß ich Ihn in die Arme nehmen sollte. Jesus lehnte Sein Köpfchen an mein Herz und mit Seinem tiefen Blick gab er mir zu verstehen, daß Er sich an meinem Herzen wohlfühlt.“
Auch hier wird deutlich, wie gerne sich das Herz Jesu uns geben will, wie gerne Er bei uns ist, wie gerne Er unsere Herzen durch Sein Herz verwandeln will. Lassen wir diese Advents- und Weihnachtszeit nicht sinnlos verstreichen, sondern bereiten wir uns auf die Geburt Christi vor. Schenken wir Ihm unsere Gebete und unsere Opfer, schenken wir uns selbst Ihm und erhalten wir das Herz Jesu selbst als überreiche Gegengabe für uns.