Lina Jurczik
Die steigende Anzahl von Kindern und Jugendlichen, die aufgrund von Sprachentwicklungsstörungen logopädische Behandlung benötigen, stellt eine wachsende gesellschaftliche Herausforderung dar.
Laut einem Bericht der KKH Kaufmännische Krankenkasse haben sich die Fälle in den letzten zehn Jahren um beeindruckende 59 Prozent erhöht. Bundesweit sind fast 9 Prozent der 6- bis 18-Jährigen betroffen, was bedeutet, dass fast jeder 10. Junge und etwa jedes 15. Mädchen mit sprachlichen Herausforderungen zu kämpfen hat. Zu den häufigsten Schwierigkeiten gehören das Auslassen oder Vertauschen von Lauten, fehlerhafter Satzbau, ein nicht altersgerechter Wortschatz, Stottern, Lispeln oder sogar temporäres Verstummen.
Ein signifikanter Faktor für diese alarmierende Entwicklung ist laut Experten auch die COVID-19-Pandemie. Die Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen haben besonders Kleinkindern das Erlernen der Sprache erschwert. Vijitha Sanjivkumar von der KKH betont, dass in vielen Familien die Kommunikation mit dem Nachwuchs zu kurz kommt, selbst während der Mahlzeiten. Dies führe zu einem Mangel an sprachlichen Reizen, die für eine gesunde Sprachentwicklung entscheidend sind. Zusätzlich intensivieren Kinder und Jugendliche ihren Gebrauch digitaler Medien, was direkte zwischenmenschliche Kommunikation weiterhin beeinträchtigt.
Um dieser besorgniserregenden Entwicklung entgegenzuwirken, empfiehlt Sanjivkumar den Eltern, die Kommunikation mit ihren Kindern zu fördern. Je nach Alter könne dies durch Vorlesen, das Spielen mit Handpuppen oder Rollenspielen, gemeinsames Singen sowie das Teilen von Erlebnissen, Gedanken und Gefühlen geschehen. Eltern sollten besonders aufmerksam sein und frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, wenn sie feststellen, dass sich der Redefluss ihres Kindes nicht altersgemäß entwickelt oder es über einen längeren Zeitraum undeutlich, unverständlich oder wenig spricht.
Die zunehmende Zahl von Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen erfordert eine umfassende gesellschaftliche Antwort. Es liegt nicht nur in der Verantwortung der Eltern, die Sprachentwicklung ihrer Kinder zu fördern, sondern erfordert auch eine verstärkte Sensibilisierung der Gesellschaft für diese Problematik sowie die Bereitstellung angemessener Ressourcen im Gesundheitswesen, um betroffene Kinder effektiv zu unterstützen.