Auf ihrer Internetseite hat die „Deutsche Bischofskonferenz“ die wichtigsten Auszüge aus der Pfingstpredigt von Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München-Freising, veröffentlicht.
Als programmatische Aussage stellte Kardinal Marx seine Vision von Kirche vor. Er will eine Willkommenskultur für alle: „die
zugezogenen Norddeutschen und die Bayern, die Mittelschicht und die
Hartz-IV-Empfänger, die Arbeitslosen und die Direktoren der Banken, die Grünen und die Schwarzen, die Homosexuellen und die Heterosexuellen, die Geschiedenen und die Ehejubilare, die Flüchtlinge und die Gebirgsschützen“.
Marx´
Forderung: Jeder Mensch soll den Anderen die Frohe Botschaft verkünden.
„Nicht die Unterschiede zählen, sondern das, was uns verbindet“.
Dass alle Menschen berufen sind, an das Evangelium zu glauben, ist Allgemeinplatz. Wie soll man also Marx´ Worte verstehen?
Kardinal Marx hat ausdrücklich eine Reihe Reizwörter verwendet: Grüne und Schwarze (also CSU/CDU-Mitglieder), Homosexuelle und Heterosexuelle, Geschiedene.
Er
hätte sich auch anders ausdrücken können: Parteimitglieder und
Parteilose, Männer und Frauen, Verheiratete und Ledige. Eine solche
Wortwahl hätte auch eher der katholischen Gedankenwelt entsprochen. Wenn
Marx „Homosexuelle und Heterosexuelle“ nennt, so meint er die jüngst in
Mode gekommene Unterscheidung von Menschen nach ihrer „sexuellen
Orientierung“. Diesen umstrittenen Begriff gibt es aber nicht in der
christlichen Anthropologie. Es gibt Männer und Frauen und es gibt Männer
und Frauen mit homosexuellen Neigungen.
Auch Geschiedene gibt
es im strengen Sinne des Wortes nicht, denn nach katholischer Auffassung
ist die Ehe unauflöslich. Man bleibt also verheiratet bis zum Tod. Es
gibt nur zivilrechtlich Geschiedene, doch die Zivilehe hat für die
katholische Kirche keine wirkliche Bedeutung.
Wie ist die Aussage von Kardinal Marx also zu werten?
Entscheidend
ist seine Forderung: „Nicht die Unterschiede zählen, sondern das, was
uns verbindet“. Was bedeutet das konkret im heutigen gesellschaftlichen
Kontext?
Grüne: Diese Partei ist zwar nicht die einzige,
aber doch jene, welche sich am intensivsten für die Durchsetzung der
Gender-ideologie in den Schulen und in der Gesellschaft generell
einsetzt. Die Gender-Ideologie, dies haben Päpste und diverse
Bischofskonferenzen in Hirtenbriefe ausführlich erläutert, ist ein
Angriff auf das Herz des christlichen Menschenbildes.
Homosexuelle:
Wie die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. ausführlich erklärt
haben, wird unter dem Schlagwort „Rechte für Homosexuelle“ die
sogenannte „Homo-Ehe“ oder die „gleichgeschlechtliche Partnerschaft“
gefordert und so die katholische Lehre über Ehe und Familie frontal
angegriffen. Die sog. „Homosexuellen-Agenda“ dient also der
Relativierung wichtiger und verbindlicher katholischer Lehraussagen.
Geschiedene (eigentlich geschiedene Wiederverheiratete):
Die Lage der geschieden Wiederverheirateten dient zurzeit als Vorwand,
die katholische Lehre über die Familie, vor allem die Unauflöslichkeit
der Ehe, zu schleifen. Mit der Abschaffung der Unauflöslichkeit würde
die katholische Lehre über die Ehe und auch die Sexualmoral in sich
zusammenfallen. Deshalb werden oft die Zulassung von geschiedenen
Wiederverheirateten zur Kommunion, die Erlaubnis von künstlichen
Verhütungsmitteln und die Akzeptanz außerehelichen Geschlechtsverkehrs
zusammen gefordert. Dieser ist einer der schärfsten Angriffe zurzeit aus
dem innerkirchlichen Bereich.
Fazit: Kardinal Marx
fordert im Grunde eine Kirche, die sich gegen die schärfsten Angriffe
auf sie gegenwärtig nicht verteidigt. Seine Aussagen sind geeignet,
antikirchlichen Strömungen Tür und Tor zu öffnen.
Das wäre in
etwa, als wenn Bischöfe in den 1970er Jahren in Vietnam, Kambodscha
oder Angola gesagt hätten, man solle nicht das Trennende bezüglich der
Kommunisten beachten, sondern das, was verbindet.