Anpassung der katholischen Lehre zu Ehe an den Zeitgeist in Europa. Die
Kirche könne ihre Lehre über die Sakramentalität der Ehe nicht ändern:
Man verspreche Treue bis zum Tod, betonte Kardinal Müller in einem
Interview mit dem französischen Magazin „La Vie“.
Als Präfekt der
vatikanischen Glaubenskongregation müsse er die Lehre der Kirche
vertreten, so der deutsche Kurienkardinal mit Blick auf die
bevorstehende Bischofssynode zu Ehe und Familie im Oktober im Vatikan.
Das Ziel dieser Versammlung sei es nicht, über die Zulassung von
wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion zu diskutieren, sondern
„die Ehe als Fundament der Zivilgesellschaft und der Gemeinschaft der
Kirchen“ zu bestätigen.
Kompromisse einzugehen, „wäre für uns leichter“, stellte Kardinal
Müller klar. Die Praxis der orthodoxen Kirchen, die eine zweite oder
dritte Eheschließung nach einer gescheiterten Ehe tolerieren,
bezeichnete der Präfekt der Glaubenskongregation als „keine Lösung“. Die
Lösung liege vielmehr darin, die Lage „mit Wahrheit“ zu betrachten und
„die Situation zu überwinden, die das Vorgefallene ermöglichte“.
Alle
seien sich darüber einig, den Betroffenen helfen zu wollen, „aber wie?“,
fragte der Kardinal. Es sei nicht möglich, die Lehre der Kirche dem
Lebensstil in den säkularisierten Ländern anzugleichen, wenn man kein
„oberflächliches Christentum“ wolle. Bei der Synode gehe es nicht darum,
„zu sagen, was wir jeder in seiner besonderen Situation uns wünschen“.
Müller verwies auf die Vielzahl von getauften, aber nicht glaubenden
Christen in Europa, die „die Substanz des Christentums nicht
akzeptieren“. Er wolle mit einer solchen Aussage kein Urteil über diese
Menschen fällen, aber beim Blick auf die Zahl der nicht gefirmten
Getauften oder auf die Zunahme bei den Abtreibungen sei deutlich, „dass
ein oberflächliches Christentum Wirklichkeit ist.“