… damit Homosexuelle „einbezogen“ werden?
José Antonio Ureta und Julio Loredo de Izcue
Papst Franziskus hat im Oktober in Rom eine „Synode zur Synodalität“ einberufen. Viele gläubige Katholiken haben ihre Besorgnis darüber geäußert, dass die Befürworter der Synode schwerwiegende und möglicherweise destruktive Änderungen an den Strukturen und Lehren der Kirche vorgeschlagen haben.
Der folgende Artikel, angelehnt an dem kürzlich veröffentlichten Buch „Derweltweite Synodale Prozess: eine Büchse der Pandora“, erörtert die Veränderungen der katholischen Morallehre durch den deutschen Synodalen Weg.
Lesen Sie auch:
Der Synodale Weg ist die besondere Art und Weise, wie sich die katholische Kirche in Deutschland unabhängig von der Weltsynode an die Synodalität anpasst, diese vorwegnimmt und sogar über die Orientierungen Roms hinausgeht.
Sein Aufruf zu radikalen Veränderungen findet sich in einem vorbereitenden Dokument für den Weg, in dem es heißt: „Wir sind überzeugt, dass die Neuausrichtung der Pastoral nicht ohne wesentliche Neuakzentuierungen der kirchlichen Sexualehre möglich sein wird. … Insbesondere die Lehre, die den Geschlechtsverkehr nur im Rahmen einer rechtmäßigen Ehe und nur in der ständigen Offenheit zur Zeugung von Nachkommen für ethisch legitim erachtet, hat zu einem weitgehenden Bruch zwischen Lehramt und Gläubigen geführt.“ 1.
Ebenso heißt es in einem anderen Weg-Dokument:
Gleichgeschlechtliche Sexualität – auch in sexuellen Handlungen verwirklicht – ist daher keine Sünde, die von Gott bestraft wird und nicht als böse an sich anzusehen ist …
- Im Zuge dieser Neubewertung von Homosexualität sollten unter anderem die Passagen 2357-2359 sowie 2396 (Homosexualität und Keuschheit) desWeltkatechismusüberarbeitet werden. Ebenso sollten die entsprechenden Passagen im Katechismuskompendium (2005; Nr. 492) geändert werden. Im Kompendium müssen „homosexuelle Handlungen“ aus der Liste der „Hauptsünden gegen die Keuschheit“ gestrichen werden. 2.
Noch ein anderes Dokument ist sehr deutlich: „dass für das Forum unter anderem die Aufgabe bestünde, einen neuen Blick auf Homosexualität und gleichgeschlechtliche Beziehungen zu entwickeln und auf eine Öffnung hinzuwirken.“ 3.
Andere Unterstützungen der deutschen Position:
Der luxemburgische Kardinal Jean-Claude Hollerich, Generalrelator der Oktobersynode, stimmt dem zu. Er erklärte, dass die Lehre der Kirche über homosexuelle Beziehungen „falsch“ sei und daher geändert werden müsse, weil „die soziologisch-wissenschaftliche Grundlage dieser Lehre nicht mehr korrekt sei.“ 4.
Andere Bischofskonferenzen teilen diese Meinung. Beispielsweise haben einige französische Bischöfe kürzlich den Papst darum gebeten, den Katechismus der katholischen Kirche dahingehend zu ändern, dass homosexuelle Handlungen nicht mehr als „von Natur aus ungeordnet“ und „im Widerspruch zum Naturgesetz“ verurteilt werden. Die französische Bischofskonferenz hat eine Theologenkommission mit der Aufgabe beauftragt, die Neuformulierung der Lehre zu diesem Thema zu untersuchen. 5.
Weg-Befürworter schlagen vor, die Moraldoktrin der Kirche zu ersetzen
Weg-Befürworter schlagen einen neuen Ansatz zur Sexualmoral vor. Es sollte nicht mehr auf göttlichen und natürlichen Gesetzen basieren, sondern auf dem Selbstverständnis der eigenen Verantwortung gegenüber anderen.
Prof. Thomas Söding, Vizepräsident des Synodalen Wegs, schreibt: „Die Lösung des Problems liegt darin, das Verhältnis von Persönlichkeit und Sexualität in der kirchlichen Lehre neu zu definieren … Die Eigenverantwortung steigt, verbunden mit gesellschaftlicher Toleranz und Akzeptanz durch die Kirche, die klar definiert wenn es zu Missbrauch [invasivem Verhalten] kommt und wenn Menschenrechte und Würde angegriffen werden. Die Kirche definiert aber auch sexuelle Selbstbestimmung und Verantwortung gegenüber anderen und sich selbst, ohne die sexuellen Praktiken (der Menschen) auszuspionieren.“ 6.
Andere Forderungen nach „Inklusion“ von Homosexuellen?
Fast alle Abschlussdokumente der kontinentalen Etappen der Synodenreise (Continental Syntheses) erwähnen ausdrücklich die Notwendigkeit der Einbeziehung von LGBT-Personen.
Darüber hinaus haben hochrangige Prälaten eine ähnliche Linie vertreten. Beispielsweise hält Kardinal Jean-Claude Hollerich, Generalrelator der Synode, wie bereits erwähnt, eine Änderung der kirchlichen Lehre zur Homosexualität für notwendig.
Kardinal Robert McElroy, Bischof von San Diego, argumentiert seinerseits, dass die Weltsynode der richtige Anlass sei, einige Lehren der Kirche zu prüfen, darunter auch die Frage der Priesterweihe von Frauen. Sein Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der „radikalen Inklusion von LGBT-Menschen“.
Für den kalifornischen Kardinal ist die Unterscheidung der Kirche zwischen Personen homosexueller Orientierung, die sich der Sünde enthalten, und solchen, die sündigen, indem sie homosexuelle Handlungen begehen, pastoral unbequem, da sie die Gemeinschaft über den Empfang der Heiligen Kommunion und die aktive Teilnahme am kirchlichen Leben spalte. Alle LGBT-Personen sollten auf der Grundlage der „Würde jedes Menschen als Kind Gottes“ einbezogen werden, ohne die Unterschiede zu machen, die die Kirche macht. 7.
Anmerkungen
- Der Synodale Weg “Leben in gelingenden Beziehungen – Grundlinien einer erneuerten Sexualethik,” p. 2, accessed Jun. 21, 2023,https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-IV/SV-IV_Synodalforum-IV-Grundtext-Lesung2.pdf.
- Der Synodale Weg, “Handlungstext—Lehramtliche Neubewertung von Homosexualität,” pp. 4–5, accessed Jun. 21, 2023,https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/beschluesse-broschueren/SW8-Handlungstext_LehramtlicheNeubewertungvonHomosexualitaet_2022.pdf.
- Der Synodale Weg, “First Synodal Assembly, Jan. 30–Feb. 1, 2020,Frankfurt,” p. 16, accessed Jun. 21, 2023, https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/Synodalversammlung-I-Protokoll.pdf.
- “I believe that this is false. But I also believe that here we are thinking further about the teaching. So, as the Pope has said in the past, this can lead to a change in teaching.
“So I believe that the sociological-scientific foundation of this teaching is no longer correct.” (Simon Caldwell, “Cardinal Hollerich: Church Teaching on Gay Sex Is ‘False’ and Can Be Changed,” The Catholic Herald, Feb. 3, 2022, https://catholicherald.co.uk/cardinal-hollerich-church-teaching-on-gay-sex-is-false-and-can-be-changed/)
- See Solène Tadié, “‘Several’ French Bishops Ask Pope to Reformulate Catholic Doctrine on Homosexuality,” National Catholic Register, Mar. 13, 2023, https://www.ncregister.com/blog/some-french-bishops-ask-pope-to-reformulate-doctrine.
- Thomas Söding,Gemeinsam unterwegs: Synodalität in der katholischen Kirche (Ostfildern, Germany: Matthias Grünewald Verlag, 2022), 271–72.
- Raymond J. de Souza, “Cardinal McElroy’s Attack on Church Teachings on Sexuality Is a Pastoral Disaster,”National Catholic Register, Jan. 26, 2023, https://www.ncregister.com/commentaries/cardinal-mcelroy-s-attack-on-church-teachings-on-sexuality-is-a-pastoral-disaster.
Quelle: r-gr.blogspot.com
Foto: TFP Deutschland