Maximilian Klieber
Schulkinder in Deutschland leiden vermehrt unter psychosomatischen Beschwerden, wie Kopf- und Bauchschmerzen, Einschlafproblemen und Niedergeschlagenheit, so das Ergebnis einer aktuellen Studie.
In einer Zeit, in der Toben auf dem Schulhof und sportliche Aktivitäten nach der Schule eher selten geworden sind, zeigt die HBCS-Studie („Health Behaviour in School-aged Children“), durchgeführt in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), alarmierende Trends. Von über 6.000 befragten Schülern im Alter von elf bis 15 Jahren erreichen nur etwa jeder fünfte Junge und jedes zehnte Mädchen die von der WHO empfohlenen 60 Minuten körperlicher Aktivität pro Tag.
Die Daten zur körperlichen Bewegung sind ernüchternd und platzieren Deutschland im internationalen Vergleich eher im unterdurchschnittlichen Bereich. Besonders besorgniserregend ist, dass die körperliche Aktivität von Mädchen seit 2009 insgesamt leicht abgenommen hat, während sie bei Jungen zumindest relativ stabil bleibt.
Jens Bucksch von der Universität Heidelberg betont die deutlichen Geschlechterunterschiede, insbesondere in Bezug auf den Bewegungsfreiraum. Bei den 15-Jährigen erreichen nur noch etwas mehr als sieben Prozent der Mädchen die empfohlenen 60 Minuten Bewegung, im Vergleich zu fast 20 Prozent der Jungen. Diese Unterschiede sind auch mit dem sozialen Status verbunden, wobei Kinder aus einkommensschwachen Familien weniger Bewegungsmöglichkeiten haben.
Die Lebenszufriedenheit der Kinder hängt stark vom Wohlstand der Familie ab. Laut den Forschern gaben 24 Prozent der Mädchen aus ärmeren Familien eine niedrige Lebenszufriedenheit an, im Vergleich zu einem Drittel in gehobenen Schichten. Es wird deutlich, dass Gesundheit und Lebenszufriedenheit auch eine Frage des Geldes sind.
Trotz der insgesamt guten Selbstbewertung ihrer Gesundheit und Lebenszufriedenheit durch die Kinder selbst, ist ein kontinuierlicher Anstieg psychosomatischer Beschwerden zu verzeichnen. Insbesondere Kopf- und Bauchschmerzen sowie Einschlafprobleme nehmen zu. Die Studie zeigt auch eine beunruhigende Verdopplung der Opfer von Cybermobbing von vier auf sieben Prozent.
Corona hat dazu beigetragen, dass sich soziale Erfahrungen verstärkt in den Online-Raum verlagern, was das Risiko von Cybermobbing erhöht. Saskia Fischer von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg erklärt, dass das vermehrte Auftreten von Cybermobbing auch auf traditionelle Mobbingtendenzen im realen Leben zurückzuführen sein kann. Über acht Prozent der Befragten berichten von Mobbing in der Schule, wobei in jeder Klasse statistisch betrachtet mindestens ein Täter oder eine Täterin zu finden ist.
Um Mobbing, gesundheitliche Ungleichheiten und psychosomatische Beschwerden zu reduzieren, sind zielgruppenspezifische Maßnahmen erforderlich. Irene Moor von der Universitätsmedizin Halle betont die Notwendigkeit, mehr Angebote zu schaffen, die Jugendliche tatsächlich erreichen und unterstützen.
Wir dürfen nicht erwarten, dass die Politiker sich mit dieser Katastrophe von sich aus auseinandersetzen. Deshalb ist es so wichtig, dass Sie heute unseren Appell „Aktionsplan gegen die Verwahrlosung der Kindheit“ unterschreiben: https://www.aktion-kig.eu/aktionsplan-gegen-die…/