Er war sehr feurigen und lebhaften Geistes, edler und wahrhaft ritterlicher Gesinnung und bekundete frühzeitig die vortrefflichsten Anlagen. Zuerst begab er sich als Edelknabe an den Hof des Königs Ferdinand; doch das Hofleben mit seinen vielen Festen und geistlosen Vergnügungen sagte dem feurigen und höher strebenden Jüngling nicht zu.
Durchglüht von heißem Tatendrang und von Verlangen nach Ehre und Ruhm, wählte er den Soldatenstand. Hier gab er viele Proben seines Heldenmutes, besonders in der tapfern Verteidigung der durch die Franzosen belagerten Festung Pampeluna. Daselbst traf ihn, als er sich in der Bresche der Festungsmauer dem Feinde kühn entgegenwarf, eine Kanonenkugel und zerschmetterte sein Bein.
Das sollte die Veranlassung zu seiner Bekehrung werden, da Gott in seiner unendlichen Erbarmung diesen tapfern Soldaten für einen bessern Kriegsdienst ausersehen hatte. Schwer verwundet wurde Ignatius nach dem Schlosse Loyola gebracht, wo man lange für sein Leben fürchtete. Obgleich wie durch ein Wunder vom nahen Tode befreit, mußte er doch noch lange an der schweren Wunde daniederliegen.
Da verlangte er Romane, um sich durch Lesen die Zeit zu verkürzen. Bald hatte er die vorhandenen weltlichen Bücher gelesen und man fand kein anderes Buch mehr als das Leben Jesu und der Heiligen. Diese Lesung wollte ihm zwar anfangs nicht sonderlich gefallen, aber allmählich fing der Heilige Geist in seinem Herzen zu wirken an und flößte ihm Bewunderung für die großen Tugenden und Taten der Heiligen ein und gab so seinem bisher nur nach irdischem Ruhm und großen Taten begierigen Sinn eine andere Richtung.
Nach einem heftigen inneren Kampfe entschloß sich der bisher so weltlich gesinnte Soldat, der Welt zu entsagen und in die Fußstapfen der Heiligen zu treten. Sobald er genesen war, begab er sich in die Benediktinerabtei Montserrat, wo er unter heißen Tränen eine Generalbeicht über sein ganzes Leben ablegte und sich in die Wege Gottes einführen ließ. Vor dem Bilde der allerseligsten Jungfrau gelobte er ewige Keuschheit, hängte sein Schwert neben dem Altare auf, schenkte seine ritterliche Kleidung einem Bettler und begab sich dann im armen Pilgergewande nach dem Städtchen Manresa, um in dem dortigen Hospitale dem Heilande in den Kranken zu dienen.
Aus Furcht vor der Hochachtung, die man ihm im Spitale erwies, zog er sich bald in eine nicht weit entfernte Höhle zurück.
Hier führte er ein Jahr lang durch Fasten, Geißeln und andere Mittel ein strenges Büßerleben, hatte auch unter den schrecklichsten Versuchungen zu leiden, wurde aber von Gott durch außerordentliche Erleuchtungen belehrt und verfaßte das wunderbare Buch „Von den geistlichen Übungen“.
Seine innige Liebe zu dem göttlichen Heilande trieb ihn nach Rom und von da nach Jerusalem. Sie gab ihm auch den Mut, daß er noch in einem Alter von 33 Jahren die Anfangsgründe der Wissenschaften in Barcelona zu erlernen anfing, um an dem Seelenheile seiner Mitmenschen mit um so besserem Erfolg wirken zu können.
Er vollendete seine Studien in Paris; daselbst verband er sich mit sechs gleichgesinnten Gefährten am Tage der Himmelfahrt Mariä im Jahre 1534 durch ein Gelübde, sich ganz der Ehre Gottes und dem Seelenheile des Nächsten zu weihen, und legte so den Grund zu dem Orden der Gesellschaft Jesu, der zuerst von Papst Paul III. und dann von andern Päpsten bestätigt wurde, und der, je segensreicher er für die Ehre Gottes und das Heil der Welt wirkt, um so wütender von den Gegnern des Glaubens beständig angefochten wird. Kampf gegen Irr- und Unglauben, Verbreitung christlicher Lehre und christlichen Lebens, religiöse Erziehung und Bildung der Jugend war seine Hauptaufgabe.
Ignatius war zu Rom erster Vorsteher (General) des Ordens und war bis zu seinem seligen Ende allen seinen Ordensbrüdern und der gesamten katholischen Kirche ein leuchtendes Vorbild in allen christlichen Tugenden, der Demut insbesondere, der Selbstverleugnung und Abtötung, der innigsten Vereinigung mit Gott, des brennenden Seeleneifers und der glühenden Liebe zu Jesus Christus. Er starb, erschöpft von Arbeiten und Anstrengungen, mit freudestrahlendem, zum Himmel erhobenem Blicke im Profeßhause zu Rom am 31. Juli 1556. Zahlreiche Wunder verherrlichen sein Grab. Gebet :
O Gott, der du zur Verbreitung deines Namens deiner streitenden Kirche den heiligen Ignatius gegeben hast: laß uns auf seine Fürbitte und nach seinem Beispiele hier auf Erden so streiten, daß wir mit ihm im Himmel gekrönt zu werden verdienen – durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern Herrn … Amen.
Quelle: Goffine, Christkatholische Handpostille, Oder Unterrichts- und Erbauungsbuch,das ist kurze Auslegung aller sonn- und festtäglichen Episteln und Evangelien samt daraus gezogenen Glaubens- und Sittenlehren.Mit Messerklärung und Gebeten, Herder,1898