Lina Jurczik
Stress hat einen nachweisbaren Einfluss auf die Ernährungsgewohnheiten von Jugendlichen, so eine aktuelle Forschungsarbeit des renommierten Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS). Die Studie, veröffentlicht im International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity, wirft ein alarmierendes Licht auf die Verbindung zwischen chronischem Stress und dem verstärkten Konsum ungesunder Lebensmittel bei Jugendlichen.
Die Untersuchung zeigt, dass Jugendliche, die unter langanhaltendem Stress leiden, vermehrt zu impulsivem Verhalten neigen. In solchen Momenten greifen sie tendenziell zu ungesunden Nahrungsmitteln, wie Süßigkeiten oder Chips. Stefanie Do, Wissenschaftlerin am BIPS und Erstautorin der Studie, betont die Wichtigkeit dieser Erkenntnisse: „Emotionale Zustände, vor allem negativer Stress, beeinflussen signifikant die Ernährungswahl bei Jugendlichen. Dieses Bewusstsein kann als Grundlage dienen, effektive Interventionen zu entwickeln, die darauf abzielen, ungesunde Ernährungsmuster zu verändern.“
Die Studie legt nahe, dass Jugendliche, die unter Stress stehen, besonders anfällig für die verstärkte Verfügbarkeit und Werbung ungesunder Lebensmittel sind. Dies könnte langfristige Auswirkungen auf ihre Ernährungsgewohnheiten haben, da sich ungesunde Verhaltensweisen, die in der Jugend erlernt werden, oft im späteren Leben fortsetzen.
Hinter dem vermehrten Konsum von süßen oder fetthaltigen Lebensmitteln vermuten die Forscher oft eine unregulierte Strategie des Körpers, negative Emotionen zu bewältigen. „Dies unterstreicht die Bedeutung von Maßnahmen, die emotionsgesteuerte Impulsivität reduzieren. Sport könnte beispielsweise eine konkrete Hilfe sein“, erklärt PD Dr. Antje Hebestreit, Leiterin der Fachgruppe Lebensstilbedingte Erkrankungen am BIPS.
Die Forschungsarbeit basiert auf einer Analyse von Daten aus einer multizentrischen Studie in acht europäischen Ländern. Die Erhebung begann im Jahr 2007 mit 16.230 Kindern im Alter von zwei bis neun Jahren und erstreckte sich über mehrere Wellen bis 2021. Diese langfristige Perspektive ermöglichte es den Wissenschaftlern, die Beziehung zwischen Emotionen, Impulsivität und der Präferenz für süße und fetthaltige Lebensmittel eingehend zu untersuchen.
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Dringlichkeit wirksamer Interventionen, um Jugendliche dabei zu unterstützen, stressbedingte ungesunde Ernährungsmuster zu durchbrechen. Es wird deutlich, dass eine ganzheitliche Herangehensweise, die auch die emotionale Gesundheit berücksichtigt, entscheidend für die Entwicklung langfristig gesunder Ernährungsgewohnheiten ist.
Jugendliche und Missbrauch von Alkohol: https://www.aktion-kig.eu/2024/02/missbrauch-von-alkohol-tausende-jugendliche-in-kliniken-behandelt/
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