„Christi Mutter stand mit Schmerzen
bei dem Kreuz und weint‘ von Herzen,
als ihr lieber Sohn da hing.
Durch die Seele voller Trauer,
schneidend unter Todesschauer
jetzt das Schwert des Leidens ging.“
Papst Pius VII. führte 1814 das „Gedächtnis der Sieben Schmerzen Mariens“ für die Gesamtkirche ein. Damit wollte der Papst besonders seine dankbare Verbundenheit gegenüber der Gottesmutter ausdrücken, da er kurz zuvor aus fünfjähriger Gefangenschaft zurückkehrte. Als besondere Grundlage dieses Gedenktages in der Heiligen Schrift sind besonders die Darstellung Jesu im Tempel und die Weissagungen des Simeon anzuführen, der sagte: „Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen“ (Lk 2,35). Befassen wir uns an dieser Stelle kurz mit der Darstellung Jesu im Tempel. In Erinnerung an die Pessach-Nacht war es jüdische Tradition, den erstgeborenen Knaben als vollkommenes Eigentum Gottes anzusehen und diesen am vierzigsten Tag nach seiner Geburt im Tempel in den Besitz Gottes zu übergeben, ihn also „darzustellen“ und anschließend durch ein Opfer wieder freizukaufen. Maria und Josef brachten den Welterlöser traditionsgemäß auch zum Tempel, wo Simeon ihn als den verheißenen Messias erkannte. Er brach in Freude aus und stimmte sein Loblied an, welches die Weltkirche heute als „Nunc dimittis“ kennt. „Nunc dimittis servum tuum Domine, secundum verbum tuum in pace. Quia viderunt oculi mei salutare tuum, * quod parasti ante faciem omnium populorum, lumen ad revelationem gentium * et gloriam plebis tuae Israel.“ zu Deutsch: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ Welch wunderbarer Gesang, den Simeon anstimmt. Jesus Christus, Sohn Gottes, er ist der Messias und das „Licht, das die Heiden erleuchtet“. Simeon lässt an dieser Stelle bereits erahnen, wie groß das Königtum Christi sein wird: „Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.“ Zurück zu den Sieben Schmerzen Mariens. Diese sind:
– Darstellung Jesu im Tempel mit Weissagung Simeons
– Flucht nach Ägypten
– Verlust des zwölfjährigen Jesus im Tempel
– Begegnung zwischen Jesus und seiner Mutter am Kreuzweg
– Kreuzigung Jesu
– Kreuzabnahme und Übergabe des Leichnams an Maria
– Grablegung Jesu
Besonders das Mitleiden der Passion ihres Sohnes und die Kreuzabnahme stellen wohl die schmerzhaftesten Punkte im Leben der Jungfrau und Gottesmutter Maria dar. Wir können nur erahnen, welch ein Schmerz und welch ein Leiden durch das reine Herz der Mutter Jesu, unserer Mutter, drang, als ihr einziger Sohn, der Erlöser der Welt, am Holze des Kreuzes starb. So ist die trauernde Mutter, die den Leichnam ihres Sohnes im Arm hält auch eines der bekanntesten Bildnisse der christlichen Kunst. Doch was bedeuten Mariens Schmerzen für unser Leben? In besonderer Weise hilft uns das Gedächtnis der Sieben Schmerzen Mariens im Umgang mit eigenen Leidenswegen und Leidenssituationen. In kindlichem Vertrauen können wir die Mutter der Schmerzen anflehen, sie um Hilfe ersuchen und all unsere Hoffnung in Leid und Not auf sie setzen. Maria, unsere Mutter, sie tritt besonders in den ausweglosen und von Leid durchzogenen Situationen unseres Lebens als Mittlerin am Throne Gottes für uns ein. Kein Schmerz dieser Welt kann so groß sein, wie der Schmerz, der das Herz der Gottesmutter erfüllte, so können wir all unser Leid und unseren Schmerz im Gebet aufopfern und Maria um Ihre liebevolle Fürsprache bitten. Dadurch können wir einen besseren Umgang mit dem eigenen Leid erlernen und auf das ewige Leben hoffen – wie es in der fünften Strophe des „Stabat Mater dolorosa“ heißt:
„Christus, lass’ bei meinem Sterben
mich mit deiner Mutter erben
Sieg und Preis nach letztem Streit.
Wenn der Leib dann sinkt zur Erde,
gib mir, dass ich teilhaft werde,
deiner seligen Herrlichkeit.“
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