In den Krippen zeigt sich dem Betrachter deutlich, wie die Botschaft von der Geburt Christi in unterschiedlichen Kulturen entsprechend der Bild- und Formsprache der Völker sowie ihrer Vorstellungsgabe in die bildliche Darstellung umgesetzt wird. So mannigfaltig die Darstellungsweise, so vielfältig waren auch die Materialien, mit denen die meist unbekannten Volkskünstler ihre Krippen schufen. Ob in Bronze oder Zinn, Holz oder Stroh, Ton oder Brotteig, Pappmaché oder Wachs, Elfenbein oder Bast, jedes Material scheint recht zu sein, selbst der Kürbis, um die Geburt des göttlichen Sohnes durch die Krippe zu verkünden.
Wie in Deutschland das Ereignis von Bethlehem in eine alpenländische Szenerie gesetzt wird, so stellt der Afrikaner das Weihnachtsgeschehen in seine vertraute Umgebung, das göttliche Kind wird zum Afrikaner. In Lateinamerika wird es zum Indio, in Sri Lanka zum Asiaten. So wenig die Geburt Christi sich in einem afrikanischen Dorf geschichtlich ereignet hat, so wenig auch bei einem alpenländischen Bauernhof oder in einem mexikanischen Stallgebäude. Bei der Besichtigung der über 500 ausgestellten Exponate erfuhren die Krippenfreunde, dass die Darstellung der Geburt des göttlichen Sohnes nicht an die Zeit und auch nicht an ein Volk und seine Bilddarstellung gebunden ist.
Das Krippenmuseum eröffnete bei der Führung den Reichtum der Formensprache für die zeit- und grenzenlose Verkündigung des Weihnachtsgeschehens in der jeweils typischen Landeskunst. Die Grundsammlung sei ein Geschenk von Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Würzburg, der von 1981 bis 1989 Pfarrer in Glattbach war, so der Museumsführer. Mittlerweile sei die Sammlung durch private Spenden und Ankauf durch die Gemeinde Glattbach bedeutend vergrößert worden. Bemerkenswert sei auch, dass Ortseinwohner bei ihren Urlaubsaufenthalten in fremden Ländern fast immer nach Krippen Ausschau hielten und oft neue Exponate mitbringen würden. So kann das Museum jedes Jahr unter insgesamt über 1.400 Exponaten für die Ausstellung auswählen. Das Museum ist neben der neugotischen Pfarrkirche in der Ortsmitte von Glattbach eingerichtet. Es befindet sich in einem zweigeschossigen alten Fachwerkhaus, einem typischen Bauernhaus, das um 1735 erbaut wurde. Das Gebäude wurde 1988 restauriert und in seiner alten Raumeinteilung erhalten und als Museum eingerichtet.
Quelle: Osthessen-News