Schleier von Manoppello, Abruzzen |
Das „Schweißtuch der Veronika“ von Manoppello rückt anlässlich des Jahres der Barmherzigkeit wieder in den Fokus der katholischen Öffentlichkeit. Warum erbarmte sich Gott uns armer Menschenseelen und offenbarte sich in unserem Antlitz, indem er Jesus Christus zu uns sandte? Für uns Menschen ist die Personifikation elementar. Wir bedürfen ihrer, um Veränderungen zu begreifen. Eine Ahnung dieses wundersamen Geheimnisses mögen wir in jenem Schleier erblicken, der auch der glaubensfernen Wissenschaft Rätsel aufgibt. Farbpigmente lassen sich auf dem Schleier nicht nachweisen, so dass er schwerlich bemalt worden sein kann. Es muss sich bei dem Gesichtsabdruck also um mehr als bloß um eine Ikone handeln: Die Geschichte der „vera icona“, des wahren Antlitzes Jesu Christi, kann daher nur jeden Gläubigen beflügeln.
Die Geschichte seiner Herkunft ist sagenumwoben: Bald 2000 Jahre muss der Schleier alt sein, heißt es, und von Jerusalem soll er über Konstantinopel nach Rom gelangt sein. Von dort wurde er 1527 während des „Sacco di Roma“, als Söldnerheere Kaiser Karls V. Rom verwüsteten, in das abgelegene Abruzzenstädtchen Manoppello in Sicherheit gebracht. In der örtlichen Kapuzinerkirche wird der Schleier bis heute verwahrt.
Papst Benedikt XVI. erweckte den wundersamen Ort gleichsam aus seinem Dornröschenschlaf, als er 2006 vor dem Altar des „Volto Santo“ betete und entgegnete: „Wir alle sind auf der Suche nach dem Antlitz unseres Herrn, um in ihm einen Weg für unser Leben zu finden.“ Gott habe sich gerne unscheinbare Orte ausgesucht, um zu erscheinen. Der Stall von Bethlehem stehe als prominentester Ort stellvertretend für viele andere Orte göttlicher Wunder, darunter auch Manoppello.
Heilige Veronika mit Schweißtuch Jesu |
Die Umstände um jenen heiligen Schleier beschreibt Otto Reichart in seiner „Passion Christi. Vom Ölberg nach Golgatha“ eindrücklich: „Der Kreuzgang führt an einem vornehmen Haus vorüber. Die Türe öffnet sich, eine Frau, tief verschleiert, tritt heraus, furchtlos bahnt sie sich einen Weg durch Volk und Henker, kümmert sich nicht um die Drohungen der Pharisäer und um das Fluchen des Pöbels. Sie kniet nieder vor Christus und reicht ihm ihren Schleier dar. Ihr Liebesdienst wird angenommen, ein dankbarer Blick belohnt sie. Aber mehr noch: Während Christus nach kurzem Aufenthalt mit Flüchen und Schlägen gezwungen wird, seinen Weg fortzusetzen, erblickt Veronika staunend in ihrem Schleier das getreue Abbild des heiligsten Antlitzes – für Veronika ein Beweis der Wundermacht des göttlichen Dulders, der Anfang ihrer Bekehrung zum Christentum und ihrer Glorie im Himmel, für Jahrtausende eine kostbare Reliquie: das einzig wahre Bild des Welterlösers.“
Wer mehr darüber lesen möchte, kann das Buch von Otto Reichart, „Passion Christi. Vom Ölberg nach Golgatha“ per e-Mail bestellen bei: paul.oldenburg@das-herz-jesu-apostolat.de