Advent: Vom lateinischen ad-venio, zu kommen.
„Tauet, Himmel, von oben, und die Wolken mögen den Gerechten regnen. Es öffne sich die Erde und lasse den Erlöser hervorsprießen.“ Diese Worte aus dem Adventslied Rorate Caeli spiegeln die Sehnsucht der alten Kirchenväter nach dem Kommen eines Erlösers wider, der unsere Sünden tilgen und uns retten würde.
Worte wie diese können auch die Sehnsucht nach wundersamen, göttlichen Dingen wecken, die weit über irdische Belange hinausgehen. Keine flüchtige Freude, die die Welt bieten kann, ist vergleichbar mit der tiefen und spirituellen Freude, die diese himmlischen Themen hervorrufen.
Solche Gedanken berühren uns, weil Gott uns die natürliche Fähigkeit gegeben hat, ihn und die übernatürliche Realität zu erkennen. Unsere Seelen sehnen sich nach ihm und nach den höheren Gedanken, die unsere Sehnsüchte stillen werden. Vergeblich suchen wir nach Schönheit, Glück und Wohlbefinden, ohne diese höhere Ebene des Transzendentalen zu berühren, die in der übernatürlichen Ordnung zu finden ist.
Jedes Wesen strebt danach, sich voll zu entfalten. Eine Pflanze muss sich beispielsweise entsprechend ihrer Größe, Farbe und Eigenschaften entwickeln.
Vom Samenkorn über den Setzling bis hin zur Reife strebt ein Baum nach der vollen Entfaltung seines Wesens. Das gilt auch für uns. Wir neigen von Natur aus dazu, uns entsprechend unseren Fähigkeiten, Begierden und Sehnsüchten zu entwickeln.
Wenn wir aufgrund unserer Boshaftigkeit nicht zu den guten und himmlischen Dingen tendieren, die unserer Natur entsprechen, streben wir nach ihrem Gegenteil. Wir fühlen uns zu schrecklichen und abscheulichen Dingen hingezogen, die unseren tiefsten und ungezügelten Leidenschaften entgegenkommen.
So viele sind heute diesen dunklen Weg gegangen. Das Gefühl wahrer spiritueller Freude scheint die Welt verlassen zu haben, und ein irdisches und makaberes Fest zieht immer mehr Menschen in seinen Bann. Man könnte sagen, dass dieses düstere Spektakel die Menschheit auf die Verehrung des Teufels vorbereitet.
Doch aus der Tiefe unserer Dekadenz und Verlassenheit heraus spüren wir dieselben Sehnsüchte wie die Väter der alten Zeit. Sie sehnten sich nach dem Kommen des Erlösers. So können Hymnen wie das Rorate Caeli inmitten der dunklen Angst zu unseren Seelen sprechen.
In dieser Adventszeit müssen wir die Muttergottes inständig um Gnaden bitten, die wie Tau in der Nacht herabregnen, um die erhabenen Worte dieser Hymne, die uns zu Gott zurückrufen, zu bewässern und fruchtbar zu machen. Wir brauchen Gnaden, die diejenigen berühren, die von unserer modernen Welt zerstört sind, Gnaden der Wiederherstellung.
Dieser himmlische Tau würde der Menschheit das geben, was sie jetzt ablehnt. Wir hoffen, dass er einen Prozess in Gang setzen wird, durch den wir uns von der makabren, egozentrischen Welt der frenetischen Maßlosigkeit lösen und uns der tiefgründigsten und ewigen Ordnung der Dinge zuwenden können, die wie der Stern von Bethlehem leuchtet. Dann werden wir die Erleichterung und Freude spüren, diese böse Welt hinter uns zu lassen und die edelsten Sehnsüchte unserer Seele zu erfüllen.
Die Hymne endet mit der Zusicherung: „Ich werde dich retten. Fürchte dich nicht, denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Erlöser.“
Daher müssen wir in dieser Adventszeit mit eindringlicher Inbrunst darum bitten, dass sich die Tore des Himmels öffnen und erneut das lumen Christi, das Licht Christi, auf die Erde scheinen lässt, um den Triumph und die Herrschaft des Unbefleckten Herzens Mariens einzuleiten.
Quelle: tfp.org
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