Kriege, die heute geführt werden, verursachen einen hohen Grad an Grausamkeit. Sie sind aber längst nicht der einzige Ausdruck der gegenwärtigen moralischen Härte.

Wer von Grausamkeit spricht, spricht von Egoismus. Der Mensch schädigt seinen Nächsten aus Eigennutz, weil er Vorteile genießen will, zu denen er kein Anrecht hat. So besteht das einzige Mittel, um die Grausamkeiten zu besiegen, die Selbstsucht zu vertilgen.

Nun lehrt uns aber die Theologie, dass der Mensch nur zu einer echten und vollständigen Selbstlosigkeit fähig ist, wenn seine Nächstenliebe auf die Liebe Gottes begründet ist. Ohne Gottesliebe gibt es keine beständigen und keine vollkommene menschliche Liebesbeziehungen. Oder liebt der Mensch Gott bis zur Selbstvergessenheit, und dann ist er in der Lage seinen Nächsten wirklich zu lieben; oder der Mensch liebt sich selbst bis zur Gottvergessenheit, dann aber wird er von seiner Selbstsucht gänzlich beherrscht.

So kann man nur durch die Vergrößerung der Gottesliebe bei den Menschen ein tiefes Verständnis ihrer Pflichten gegenüber dem Nächsten erreichen. Der Kampf gegen den Egoismus ist eine Aufgabe, die notwendigerweise die, wie sich der hl. Augustinus so schön ausdrückt,„Erweiterung der Räume für die Gottesliebe“ mit sich bringt.

Das Fest des Heiligsten Herzen Jesu ist aber auf vorzüglicher Weise das Fest der Liebe Gottes. Die Kirche empfiehlt uns an diesem Fest die zärtliche und unveränderliche Liebe Gottes, der Mensch geworden und für uns gestorben ist, zu betrachten und sie zum Ziel unserer Gebete machen. Indem sie uns das brennende Herz Jesu mit einer Dornenkrone, mit der wir es durch unsere Verfehlungen umwinden, öffnet die Kirche uns die Voraussicht einer barmherzigen weiten Vergebung, einer unendlichen und vollkommenen Liebe, einer vollständigen und reinen Freude, welche die beständige Wonne des geistlichen Lebens aller wahren Katholiken sein soll.

Lieben wir das Heiligste Herz Jesu! Bemühen wir uns, das diese Andacht in allen Wohnungen, in allen Bereichen und vor allem in allen Herzen wirklich (nicht nur durch einige Symbole) triumphiere. Nur so wird es uns gelingen die Menschen umzuwandeln.

“Ad Jesum per Mariam”. Durch Maria kommen wir zu Jesus. Da wir über das Herz Jesu schreiben, wie können wir nicht ein Wort kindlicher Innigkeit über jenes Unbefleckte Herz sagen, das besser als jedes andere den göttlichen Erlöser verstand und liebte? Möge die Muttergottes uns einige Funken Ihrer großen Verehrung zum Heiligsten Herzen Jesu erlangen. Möge sie in uns ein wenig von diesem Feuer der Liebe entzünden, in dem ihr Herz so eindringlich brannte. Das sind unsere Wünsche in dieser milden und trostreichen Oktav des Herz Jesu Festes.

Quelle: Legionário, N.º 458, 22. Juni de 1941

 
© TFP - Deutschland - All rights reserved.