Unsere Schwierigkeit mit dieser Eigenschaft Dr. Plinios war, etwas zu verstehen, was in Wirklichkeit für uns das Gegenteil von dem war, was wir annahmen, was in seinem Geist vor sich ging. Man könnte also sagen, dass sich sein Geist in einem ständigen Wechselspiel zwischen dem Zeitlichen, dem Metaphysischen und dem Geistigen befand. Dies erlaubte ihm, sich um von einem Feld zum anderen zu bewegen, mit einer ganz natürlichen Leichtigkeit und Behendigkeit.

Hingabe zum Christentum

Als Einführung des Buches über die fünfzig Jahre Tätigkeiten der TFP (Meio século de epopéia anticomunista) wollte Dr. Plinio einen Satz mit hinein bringen, der seine Hingabe zur Kontemplation und den Verzicht auf weltliche Größe bezeugen sollte: „Als ich noch sehr jung war, betrachtete ich hingerissen die Ruinen der Christenheit. An sie hängte ich mein Herz. Dem Künftigen kehrte ich den Rücken zu und machte aus jener segensreichen Vergangenheit meine Zukunft ...“ Es war also eine betrachtende Erwägung, die ihn dazu führte, sich den Ruinen der Christenheit hinzugeben und auf eine glänzende politische, soziale und wirtschaftliche Zukunft zu verzichten. „Ruinen der Christenheit“, „segensreiche Vergangenheit“. Auch hier finden wir, das Weltliche und das Geistliche, die sich wie zwei Pfeiler eines gotischen Spitzbogens vereinen. Diese Einheit war seine ständige Sichtweise der Dinge und in der er sozusagen lebte.

In dem unerbittlichen gegenrevolutionären Kampf, den er führte, in dem von Arbeit ausgefüllten Tag, die sich gewöhnlich bis spät in die Nacht hinauszog, verlor er nie, das, was Dom Chautard die "Wachsamkeit des Herzens" nannte. Nichts, aber auch gar nichts konnte ihn aus der übernatürlichen und kontemplativen Ruhe bringen: sei es Vorbereitung von öffentlichen Aktionen oder beratende Gespräche mit seinen Vertretern in den verschiedensten Teilen Brasiliens oder mit Vertretern der ausländischen TFPs, oder die geistige Führung seiner Jünger.

Ruhe im Getose des Kampfes

Betrachtung, Gelassenheit, Andacht - waren die Früchte der hohen Gefilde, in denen sich der Geist Dr. Plinios aufhielt. In Mitten der Stürme, die die Feinde der Kirche so oft gegen sein Werk auslösten, pflegte er zu sagen: „Alios ego vidi ventos, alias prospexi animo procellas“ - Schon andere Winde habe ich gesehen und anderen Stürmen getrotzt -. Und sein Büro, wo sich der tosende Kampf abspielte, war ein Ort der Ruhe und Geborgenheit.

Plinio C. OliveiraWährend er die TFP mit ihren Verzweigungen in 26 Ländern leitete, sich informierte, seine Meinung über nationale und internationale Ereignisse bekannt gab und ein intensives öffentliches Leben führte, verlor er nie die Haltung der übernatürlichen Kontemplation, die ihn sein ganzes Leben begleitete. Er pflegte zu sagen, der Großteil seiner Zeit war der Besinnung gewidmet, und der gegenrevolutionäre Kampf war eine Konsequenz davon. Im Besitz eines sehr ruhigen Temperaments - und sogar, wie er selbst sagte, in seiner Kindheit mit einer Tendenz zur Trägheit - wusste er sich selbst zu besiegen und ist so zum großen Kämpfer der Gegenrevolution des zwanzigsten Jahrhunderts geworden.

„Urlicht“

Mitte der sechziger Jahre erklärte er seinen Jüngern, was im alltäglichen Sprachgebrauch er unter "ursprüngliches Licht" oder, nennen wir es so, „das Urlicht“, verstand. Dieser Ausdruck ging in den spirituellen Wortschatz der TFP über und definierte das in der Taufe von Gott geschenkte Licht, unter dessen Strahl jeder Mensch berufen ist, die Welt zu betrachten und Gott zu bewundern, anzubeten und zu verherrlichen. Sein eigenes „Urlicht“ beschrieb Dr. Plinio folgendermaßen: „Es ist eine liebende Schau der ganzen Ordnung des Universums; eine harmonische, architektonische, hierarchische und monarchisch-aristokratische Sicht der ganzen Schöpfung, von einem Engel bis zu einem Sandkorn, in der die Eigenschaften, die von der Revolution am meisten bekämpft werden, hervorragen.“

Verweilen wir hier ein wenig und betrachten wir die Einzelheiten dieser Definition. „Liebende Schau“: von hier aus geht er direkt zur Pflege des ersten Gebotes, Gott lieben über alles durch seine Schöpfung. „Der ganzen Ordnung des Universums“: das heißt, diese Liebe umfasst alle Geschöpfe. „Harmonische, architektonische“: eine Ordnung, in der alles sich auf den rechten angebrachten Platz befindet und die Harmonie des Universums bildet. „Hierarchische und monarchisch-aristokratische“: nicht nur von der höchsten Warte aus betrachtet, sondern auch in allen unterliegenden Ebenen. „Von einem Engel bis zu einem Sandkorn“: das heißt, von der gesamten Schöpfung, vom höchsten geistigen Erschaffenen bis zum niedrigsten materiellen. „In der die Eigenschaften, die von der Revolution am meisten bekämpft werden, hervorragen“: hier finden wir die wunderbare Vereinigung von Kontemplation und Kampfesgeist, die er bis zum äußersten durchführte. Es fängt mit der in der Schöpfung reflektierenden Liebe Gottes an und geht bis zum Kampf gegen die Mächte Satans, die die Revolution vorantreiben, um gerade diese Ordnung zu zerstören. Ein außerordentliches Lebensprogramm.

Sakralisierung (Heiligung) des sozialen Lebens

Die Gedankenwelt Dr. Plinios befand sich in Betrachtungen über das Paradies (coelum empirium), über die Möglichkeiten Gottes (welche Geschöpfe Er in Seiner Allmacht und Vollkommenheit noch hätte erschaffen können), über die drei Personen der göttlichen Dreifaltigkeit und viele andere Themen, ohne jemals den Sinn der Wirklichkeit zu verlieren, in der er sich befand und handelte. Es waren keine unnützige und sterile Träumereien oder Phantasien, der er sich hingab, sondern eine Bemühung sich ständig in den Anliegen Gottes zu vertiefen. Aus diesen Gedanken holte er stets neue Erkenntnisse, die seine Gesprächsrunden, Versammlungen und Vorträge bereicherten.

OsterkerzeAus der Liturgie der Ostervigil z.B. entnahm er einen Begriff, den er für die weltliche Ordnung anwendete. Wenn der Priester mit der Osterkerze in die dunkle Kirche eintritt, singt er dreimal „Lumen Christi“. Dies bezieht sich auf den auferstandenen Heiland, der der in der Finsternis liegenden Welt nun das Licht der Erlösung bringt. Daraus zog er eine Analogie zur heutigen von der Revolution verdunkelten Welt: Wie steht es heute um das „Lumen Christi“ in der Welt, in der Kirche? Wie entwickelt sich heute der Kampf zwischen die Macht der Finsternis und dem Lichte Christi? Dies war ein grundsätzlicher Aspekt in der Analyse der weltlichen Gesellschaft und ihren Lauf durch die Zeit.

PlinioEr nahm sich vor jeden Augenblick des Tagesablaufs zu heiligen. Da er normalerweise bis spät in die Nacht arbeitete, fragte er sich, warum sollte es nicht für Mitternacht ein Gebet geben, das dem "Engel des Herren" entspricht. So betete er oft den "Engel des Herren" in dieser letzten Stunde des Tages oder er betete dreimal das Bittgebet aus dem Te Deum zur Muttergottes: „Dignare, Mater, die isto“ worauf die Anwesenden antworteten: „sine peccato nos custodire“.

Vor dem Schlafengehen, verrichtete er noch verschiedene Gebete, verehrte die Reliquien, die auf dem Nachttisch aufbewahrt waren und widmete sich noch der Lektüre meistens über Themen der Geschichte. Geschichte faszinierte ihn; sie gab ihm Gelegenheit zur Betrachtung der Psycho-Soziologie, über Menschen, Persönlichkeiten und Ereignisse, sowie über die sich in der Geschichte reflektierende von Gott eingesetzte Ordnung des Universums.

Fernando Antunez

(Aus "Plinio Corrêa de Oliveira, dez anos depois ..." - São Paulo 2005 - Freie Übersetzung BH)

 
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